Die Speyside
Wo sich Zeit und Leidenschaft zu höchstem Genuss vereinen
Über 50 Whiskydestillerien am Fluss
Die Speyside ist die Region entlang des 173 Kilometer langen Flusses Spey. Sie gehört zu den schottischen Grafschaften Morayshire und Banffshire. Whiskyfreunde lieben die Speyside, weil sie mit über 50 Whiskydestillerien das Herzland des Scotch Whisky ist. Wanderfreunde lieben das Gebiet für den Speyside Way, einen der vier offiziellen Fernwanderwege Schottlands.
Lesen Sie hier, was die Region Speyside so interessant macht …
Die Speyside ist die Herzkammer des schottischen Whiskys
Überall in Schottland wird Whisky, das „Wasser des Lebens“ hergestellt. Aber nirgendwo gibt es so viele Whiskybrennereien wie an den Ufern des Flusses Spey. In jedem Tal raucht eine Whiskydestillerie. Die Luft über der Speyside hat wohl den höchsten Anteil am „Angels Share“: So nennen die Schotten den Anteil an Wasser und Alkohol, der in den Warehouses der Whiskybrennereien verdunstet.
Mehr als 50 Destillerien produzieren elegante und vollmundige Single Malts. Andes als bei den Whiskys von Islay ist es hier nicht der Torf und die Seeluft, die den Whisky aromatisieren. Die Speyside mit ihren sanften Hügeln und kleinen Tälern verleiht den Speyside-Whiskys ein einzigartiges vollmundige Aroma.
Die Speyside
Fochabers
Rothes
Aberlour
Advie
Dulnain Bridge
Freshiebridge
Aviemore
Kincraig
Laggan
Loch Spey
Loch Spey – der Quellsee
Wir befinden uns in den schottischen Highlands: In den Monadhliath Mountains fliessen mehrere Bäche zusammen und bilden den Loch Spey. Dieser kleine Bergsee liegt in 350 Metern Höhe. Groß ist der Loch Spey nicht; mit 300 x 200 Metern ist er recht überschaubar. Aber wichtig ist dieser See, denn der Abfluss bildet ab hier den Fluss Spey.
Der Spey ist wohl der bekannteste zweiter Fluss Schottlands. An seinem Unterlauf liegen – wie an einer Perlenschnur aufgereiht – mehr als 50 der bekanntesten Hersteller des Single Malt Scotch Whisky.
Wenn es tatsächlich stimmt, dass die Schotten geizig sind, manifestiert sich das jedenfalls an zwei Erfindungen. Da ist zum einen Golf. Der schottische Nationalsport dürfte tatsächlich der einzige sein, bei dem am Ende der gewinnt, der sich am wenigsten bewegt hat. Und dann kultivierten die Schotten schon vor hunderten Jahren eine Methode, Bier durch Destillation soweit zu veredeln, dass man für den gleichen Rausch viel weniger davon trinken muss. Diesen Bier-Brand nannten sie uiske beatha – Wasser des Lebens. Weil die Engländer das Zeug auch mochten, es aber nicht gescheit aussprechen konnten, sagten sie einfach Whisky.
Die Speyside atmet den Geist von Geduld und Craftmanship
Im Whisky liegt nicht nur der Geist des Bieres. Im schottischen Whisky spiegelt sich der Geist von Menschen, die dem Guten Zeit geben, 12 Jahre mindestens. Aber wenn’s sein muss, auch 18 oder 21. Und leidenschaftliche handwerkliche Hingabe. Wer diesen Geist begreifen lernen möchte, muss in die Region Speyside in den schottischen Hihglands reisen. Hier, wo „Craftsmanship“ schon gelebte Tradition war, lange bevor dieser Begriff von neumodischen Nerds entdeckt wurde. Hier wo gefühlt jeder zweite Ort ein „Glen“ im Namen führt, was übersetzt einfach nur „Tal“ heißt, aber für Whisky-Liebhaber automatisch nach feinstem Single Malt klingt. Gut die Hälfte aller 108 noch aktiven schottischen Whisky-Brennereien teilen sich die unzähligen Nebentäler zu beiden Seiten des Flusses Spey. In einer Fülle wie nirgends sonst in Schottland liefern hier Bergquellen die kostbarste Ressource für das „Wasser des Lebens“ – torfhaltig und mineralreich. Der Malt Whisky Trail erschließt als touristische Route die Herzkammer der schottischen Whisky-Produktion.
Die Pagoden der Whiskybrenner
Acht Destillen liegen auf dem Trail. Die Stationen tragen so berühmte Namen wie Glenfiddich, Glenlivet, Glen Grant oder Cardhu. Alle Brennereien auf dem Trail empfangen Besucher. In nächster Nähe kann man dort den „Washman“ zuschauen, die das Bier einbrauen und den „Stillmen“, die es in den gewaltigen kupfernen Brennblasen mit feinem Gespür zu Whisky veredeln. Aber der beschilderte Pfad ist nur so eine Richtschnur. Ein Abweichen vom Pfad ist ausdrücklich erwünscht. Die Tradition des Whiskybrennens hat auch die Architektur der Destillen der Region geprägt. Geschwungene Giebel und Türmchen auf den Dächern machen die Brennereien auch in den sanften Hügeln der Speyside schon von weitem sichtbar. Diese Pagoden sind ein architektonisches Zitat der Brennblasen. Jede Destille schwört auf ihre eigens entwickelte Form, die beim Destillieren den charakteristischen Geschmack eines jeden Hauses entscheidend mitbestimmt.
In Balvenie wird noch in Handarbeit gemälzt
Ein nahezu intimes Erlebnis für Whiskyfreunde ist der Besuch der Destille Balvenie im gleichnamigen Ortsteil von Dufftown. Der Besuch hat mit 35 Pfund einen exklusiven Preis. Dafür kommen die Besucher aber auch direkt mit den Craftsmen ins Gespräch – nicht nur mit denen an der Brennblase. Diese Brennerei der Familie Grant betreibt als eine der letzten eine eigene Mälzerei. Das Gerstenmalz bietet den Grundstoff für die Bierherstellung. Per Hand wird alle das Malz alle vier Stunden auf der Tenne bei Balvenie gewendet– ein handwerklich aufwändiger Prozess. Nur mit jahrelanger Erfahrung können die Maltmen steuern, dass die Getreidestärke optimal in später zu vergärenden Zucker umgewandelt wird. Viele Brennereien beziehen ihr Malz daher längst von industriellen Großmälzereien.
Die Fassmacher der Speyside – Second Hand für den guten Geschmack
Wasser und Malz, Gott erhalt’s. Nichts aber prägt den Geschmack von Whisky stärker als das Fass, in dem er reift. An der Landstraße von Dufftown nach Craigellachie liegt am Wegesrand die Speyside Cooperage. Es gibt viele Namen für diese traditionsreiche Zunft. Küfer, Schäffler, Böttcher oder Fassbinder – in Schottland ist das der Cooper, der Fassmacher. Gewaltige Whiskyfässer dekorieren den Vorgarten der Speyside Cooperage. Hier entstehen die Fässer für zahlreiche Brennereien der Speyside. Sie sind der (fast) einzige Importartikel bei der Whisky-Produktion – und dazu auch noch Secondhand-Ware. Der Reife-Geschmack der Highlands ist eine Komposition aus einzigartiger Luft und Sherry, Portwein oder amerikanischem Bourbon, die den Eichenfässern ihr Aroma gegeben haben. Die Cooper der Speyside nehmen die Fässer auseinander und bauen Bohle für Bohle neue daraus. Drei Kufen aus einem ehemaligen Portweinfass, vier mit Sherry-Aroma, ein paar mit Bourbon – ganz so wie es die Brennerei bestellt. Mit handwerklichem Geschick schaffen die Cooper das im Akkord. Die schnellsten unter ihnen brauchen gerade mal eine Minute für ein Fass. Als Werkzeug dient ihnen allein ein Küfer-Hammer, mit denen sie die Stahlringe über die Fässer treiben. Mit dem schmalen Ende des Hammers bringen sie am Ende einen Halm aus holländischem Riedgras zwischen Deckel und Bohlen. Das dient als Dichtung.
Die Schmugglerpfade von Glenlivet
Der zweite ganz große Name auf dem Malt Whisky Trail ist Glenlivet am Flüsschen Livet in Ballindalloch. Die Stillmen brennen hier ihren berühmten Single Malt in einem denkmalgeschützten Brennhaus aus Basaltgestein. Glenlivet präsentiert sich Besuchern als besonders familienfreundlich – der Eintritt ist frei. Eine museumspädagogisch professionell gemachte Ausstellung im Besucherzentrum erklärt die Geschichte des Whiskys und der Brennerei. Direkt an der Brennerei starten einige ausgeschilderte historische Schmugglerpfade zum Wandern. Zur Führung gehört auch ein Besuch der Lagerhalle. Die sogenannten Warehouses brauchen den meisten Platz von allen Produktionsanlagen. Denn der Whisky muss jahrzehntelang reifen. Ein Duft von Malz, Whisky und Vanille liegt in der Luft der fußballfeldgroßen Halle. „Angels Share“ nennen das die Whisky-Kenner – den Anteil für die Engel. Rund zwei Prozent des Alkohols in den Fässern verdunsten pro Jahr. Zigtausende Eichenfässer lagern hier und repräsentieren ein Millionen-Vermögen. Aus Sicherheitsgründen lagern Brennereien wie Glenlivet auch nicht ihren gesamten Ausstoß am eigenen Standort ein, sondern verteilen die Fässer auf Lagerhäuser in der gesamten Region.
Johnnie Walker – eine starke Frauensache
Obwohl „Johnnie Walker“ der mit Abstand meistverkaufte schottische Whisky der Welt ist, findet sich in ganz Schottland keine Brennerei mit diesem Namen. Das hat einen einfachen Grund. Den Schotten John Walker gab’s zwar tatsächlich und er hat auch das gleichnamige Unternehmen gegründet. Aber er war ein Blender. Zeitlebens hat er keinen eigenen Whisky gebrannt, sondern stets Whiskys verschiedener Brennereien zu der berühmten Geschmackssorte verschnitten (blended). Begegnen kann man ihm in der Speyside dennoch. Die zum Diageo-Konzern gehörende Brennerei Cardhu in Knockando produziert Single Malts unter eigenem Namen, daneben aber auch große Mengen für Johnnie Walker. Übrigens ein Resultat früher Emanzipation im Whisky-Business. Die Brennerei geht zurück auf Helen Cummings, die in den 1820ern noch illegal Whisky auf ihrer Farm brannte. Ihre Tochter Elisabeth professionalisierte und legalisierte das Geschäft und war schon damals eine der Hauptlieferantinnen von John Walker.
Der weltbeste Whisky-Laden in Elgin
Auf dem Trail liegt auch die Brennerei Glen Moray in Elgin. Der zauberhafte viktorianische Ort gilt als Handelszentrum der Speyside. Außer der Brennerei sollten Whisky-Liebhaber hier Gordon & MacPhail ansteuern. Kenner sagen: Der beste Whisky-Shop der Welt. Schon nach der Gründung füllten James Gordon und Alexander MacPhail in Lizenz Whisky für Macallan, Glenlivet oder Glen Grant ab. In ihrem Laden an der South Street bieten die Whisky-Experten 800 verschiedene Single Malts an, darunter hunderte Exklusiv-Abfüllungen mit eigenem Label. Diese Flaschen gibt’s weltweit nirgends anders zu kaufen.
Alle Destillen des Malt Whisky Trail im Überblick
Die meisten Brennereien am Malt Whisky Trail bieten das ganze Jahr über Besucherführungen an, manche (etwa Glenlivet) haben im Winterhalbjahr geschlossen. Zur Brennereiführung gehört meistens das „Nosing und Tasting“ des Whiskys. Viele Betriebe bieten bei Voranmeldung ausführlichere Touren oder reine Verkostungen an. Die Preise dafür reichen von 35 bis 95 Pfund. Außer Glenfiddich erlauben alle Brennereien auch Kindern und Jugendlichen den Zutritt. Kinder unter acht Jahren dürfen aber vereinzelt nicht die Produktionsräume betreten – und natürlich nicht an einer Verkostung teilnehmen.
Anreise
Kaum eine Autostunde von der Speyside liegt der kleine internationale Flughafen von Inverness. Vom Kontinent wird Inverness direkt nur aus Amsterdam von KLM und FlyBe bedient. Direktflüge nach Edinburgh oder Glasgow gibt’s von zahlreichen deutschen Flughäfen.
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Alle Brennereien des Trails im Überblick:
- Glen Grant in Rothes, Tour: 5 £, unter 18 frei, unter 8 kein Zutritt zur Produktion, Gutschein über 2 £ für eine 0,7-Liter-Flasche
- Benromach in Forres, Tour 6 £
- Cardhu in Knockando, Tour 5 £, unter 8 kein Zugang zur Produktion, Gutschein über 3 £ für eine 0,7-Liter-Flasche
- Glenfiddich in Dufftown, Tour 10 £, Zutritt erst ab 18
- Glenlivet in Ballindalloch, Tour kostenlos. Nur von März bis Mitte November geöffnet.
- Glen Moray in Elgin, Tour 5 £
- Strathisla in Keith, Tour 7,50 £, unter 18 frei. Nur von April bis Oktober geöffnet.
- Speyside Cooperage in Craigellachie, Tour 3,50 £ / 2 £ für Kinder und Jugendliche, Familien 8,50 £
Glenfiddich Snow Phoenix kaufen
Whiskyrarität: Eventuell hat Glen Grant noch eine Flasche Snow Phoenix auf Lager …
Speyside Cooperage: Die Fassprofis
Böttcherhandwerk seit 1947: Denn der neue Whisky wartet auf Fässer!
Glenfiddich
Glenfiddich: Die älteste familiengeführten Whiskybrennerei an der Speyside